9. Mai 2021
Hallo Herr Kessler, wie sieht die Situation beim Johannis Zweigverein aus?
Wir sind nicht vergleichbar mit anderen Vereinen. Wir wollen Dienstleistungen für den Stadtteil in der Senioren-, Behinderten- und Kinderbetreuung erbringen. Die öffentliche Hand unterstützt diese Arbeit, verlangt dafür aber ein hohes Qualitätsniveau. Nicht alle, die die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sind Vereinsmitglied, was jedoch wünschenswert wäre, um den Verein als Solidargemeinschaft zu begreifen.
Welche Angebote sind betroffen und wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Unsere Angebote sind unterschiedlich betroffen. Die Seniorenarbeit, die völlig ehrenamtlich erfolgte, ist ausgesetzt. Das Projekt Lichtblicke und das Schweinheimer Mittagessen können derzeit nicht stattfinden.
Die Aufrechterhaltung des Kindergartenbetriebs ist für Vorstand und Personal eine Herausforderung (wechselnde Vorgaben, zunehmende Krankheitsfälle beim Personal, überraschende Quarantänen). Mit jeder Woche wird es schwieriger. Wir mussten Öffnungszeiten kürzen und Gruppen schließen. Da drohen finanzielle Probleme und Corona ist für uns wesentlich mehr Arbeit als im Normalbetrieb. Das ist auf Dauer nicht leistbar!
Wie pflegt Ihr den Kontakt zu den Mitgliedern und wie wirkt sich die Krise auf die Mitgliedersituation aus?
Mitglieder des Vereins sind überwiegend Eltern der Kindergartenkinder. Üblicherweise traf man sich bei den einschlägigen Kindergartenveranstaltungen. Dadurch bestand Kontakt. Dieser fällt nun weg und der Vorstand wird eine anonyme Größe. Darunter leidet das Miteinander. Nennenswerte Austritte hatten wir bisher nicht. Die Eltern bleiben so lange dabei, wie ihre Kinder eine Einrichtung besuchen. Außerdem ist unser Mitgliedsbeitrag mit 15 € pro Jahr sehr gering. Die Eltern neu eintretender Kinder sind aber kaum zu erreichen. Aber nur durch direkte Ansprache ist vielen Eltern die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Mitarbeit im Verein zu vermitteln. Den Kontakt zu den Eltern und Mitgliedern halten wir durch E-Mails und Informationsbriefe.
Wie geht es bei euch in der nächsten Zeit weiter?
Mit verstärkter Pressearbeit und besondere Kommunikationsangebote zum Beispiel dem virtuellen Rundgang durch die neue Kinderkrippe, versuchen wir, die Arbeit des Vereins in die Öffentlichkeit zu tragen. Nach Corona müssen wir sehr intensiv bei der Elternschaft präsent werden, damit die Kitas wieder als von der Bürgerschaft selbst getragene Einrichtungen präsent sind. Für die Senioren- und Behindertenarbeit wage ich keine Prognose. Wir haben aber die Strukturen und die Rahmenbedingungen erhalten, um wieder starten zu können.
Eric Leiderer, Vereinsringsvorsitzender